© Alice Pollmann

Die Kindertagesstätte ist ein gelebter Ort der Vielfalt und für viele Kinder und Eltern der erste Kontakt zu einer Institution. Bereits in jungen Jahren werden hier wichtige Grundsteine für die Entwicklung gelegt und gefördert.

Umso wichtiger ist es, dass dieses Potential im KiTa-Alltag integriert wird. Denn in einer globalisierten Welt ist interkulturelle Kompetenz eine Schlüsselqualifikation und kann so bereits von klein auf gefördert werden. Davon profitieren letztendlich alle: die Kinder mit und ohne Migrationserfahrung, die Eltern mit und ohne Migrationserfahrung sowie die Mitarbeitenden der Kita.

 

Kindern wird ermöglicht, einen selbstverständlichen Umgang mit Mitgliedern anderer Kulturen zu leben sowie Neugier und Wertschätzung für andere Lebenswelten zu entwickeln. Kinder mit Migrationserfahrung finden Repräsentationsfiguren und können die eigene Bandbreite kultureller Prägungen als positive Ressource erfahren und einbringen.

 

Auch die Elternarbeit profitiert und überwindet mögliche Barrieren, eine Erleichterung für alle beteiligten Erwachsenen. Hier nun fünf praktische Ideen für einen ersten erfolgreichen Einstieg in eine Interkulturelle KiTa, welche Vielfalt als Ressource integrieren möchte.

1. Tipp: Interkulturelle Kompetenz durch Kinderbücher

Kinderliteratur erzählt nicht nur Geschichten, welche der Unterhaltung dienen; Bücher vermitteln ebenso Lebenswelten, Ideale oder Ethik und können einen großen Einfluss auf die kindliche Weltanschauung ausüben. Diese Chance der z.B. subtilen Vermittlung von Vielfalt wird in verschiedenen Kinderbüchern aufgegriffen. Dadurch wird den kleinen Menschen ein altersgerechter Zugang zur Interkulturellen Kompetenz ermöglicht.

 

Hier ein paar Buchideen, welche den Kindern Spaß machen und zugleich eine tiefgreifende Botschaft vermitteln:

– Sulwe von Lupita Nyong´o

– Otto – die kleine Spinne von Aylin Keller

– Die Flucht – Francesca Sanna

– Julian ist eine Meerjungfrau von Jessica Love

 

Weitere tolle Ideen und Anregungen zu Kinderbuchliteratur finden sich auf dem Gemeinschatsblogprojekt buuu.ch auf https://buuu.ch/ oder auf dem Instagram buuu.ch.

 

2.Tipp: Die Familienwand

Eine tolle Methode, welche sich besonders für die Eingewöhnungsphase einer KiTa eignet. Durch die visuelle Präsentation der eigenen Familie, vielleicht sogar schon im Eingangsbereich des Gebäudes, wird dem Kind ermöglicht, sich willkommen und angenommen zu fühlen.   Bei der Umsetzung besteht viel Gestaltungsfreiraum: es können vorgefertigte Bögen zum Einsatz kommen, kleine Leinwände, Fotos, Zeichnungen, Gegenstände (z.B. Muscheln, Glitzer, Nudeln), Fingerabdrücke etc.   Vielfalt kann so natürlich thematisiert werden, ermöglicht die Darstellung verschiedener Familienkulturen und kann ein Einstieg in den angeregten Austausch für Klein und Groß sein.   Mehr Informationen gibt es z.B. hier:

https://inklusion.hypotheses.org/3912

https://situationsansatz.de/wp-content/uploads/2019/08/Henkys.Hahn2015_AntiBias-Umgebung.pdf

 

3. Tipp: Spielpuppen in verschiedenen Farben (z.B. für die weihnachtsKrippe)

 

Ein wichtiger Schritt für einen wertschätzenden Umgang mit Vielfalt ist der alltägliche und selbstverständliche Umgang mit entsprechenden Repräsentationen. Dies baut Hemmungen, Vorurteile und Ängste ab.

 

 

Ganz natürlich kann das im Spiel entstehen, z.B. mit Puppen in verschiedenen Hautfarben. Viele KiTas haben bereits ein Repertoire an unterschiedlichen Spielpuppen. Als Erweiterung könnten Figuren der Weihnachtskrippe eingesetzt werden.  Wie wäre ein Schwarzes Jesus-Baby oder eine Schwarze Maria? Vielleicht könnte ein Schwarzer Weihnachtsmann zu sehen sein?

 

 

Hier gibt es eine Übersicht von Puppen in verschiedenen Hautfarben und weitere Ideen für Vielfalt im Kinderzimmer: http://www.von-mutter-zu-mutter.de/vielfalt/puppen

4. tIPP: Hauptfarben-Stifte

In dieselbe Richtung der Repräsentation zielt die Idee, den Kindern zum Malen und kreativ sein verschiedene Hautfarben-Stifte anzubieten. So kann die Frage: „Gibst Du mir mal bitte den Hautfarben-Stift“ nicht mehr eindeutig beantwortet werden. Scheinbar beiläufig kann Vielfalt auf diese Weise vermittelt werden und bietet Kindern mit Migartionsgeschichte das Gefühl, gesehen und wertgeschätzt zu werden.

 

Mit kleinem Budget (Zwölf Buntstifte ab 12,50€) kann so bereits ein erster wichtiger Impuls gesetzt werden.

 

Hier gibt es mehr Informationen:  https://www.hautfarben-buntstifte.de

 

 

© Hautfarben UG

5. KINDERLITERATUR DER WELT LAUSCHEN

Für alle Kinder der KiTa ist es eine wertvolle Erfahrung, Geschichten in anderen Sprachen zu hören. Für Kinder mit anderer Muttersprache kann es eine stärkende Erfahrung sein, diese in der eigenen Einrichtung wiederzuerkennen. Für Deutschsprachige hingegen ist das nicht-Verstehen eine Empathie-fördernde Maßnahme. Außerdem kann sie Interesse für andere Sprachen wecken und den Fokus auf den Klang einer Sprache lenken.


In der Praxis könnte eine Vorlesetag in der Leseecke organisiert werden, zu dem Menschen (z.B. Eltern, Mitarbeitende) eingeladen werden. Diese Personen können  wahlweise in einer anderen Sprache oder mit einer Übersetzung vorlesen.


faZIT

Der KiTa-Alltag kann für die Mitarbeitenden stressig sein, denn leider sind viele Einrichtungen unterbesetzt. Deshalb wurden 5 wichtige Impulse der Interkulturellen Kompetenz in der KiTa angeführt, die es trotz möglicher Engpässe erlauben direkt durchzustarten. Sind z.B. Familienwand, Hautfarben-Buntstifte oder neue Kinderbücher eine Idee, welche sich in der Einrichtung im nächsten Halbjahr realisieren lassen?


Darauf aufbauend könnte der nächste Fachtag der Einrichtung zu Theorie und Praxis der Vielfalt im KiTa-Alltag folgen. Ein Seminar in dem Themenfeld „Interkulturelle Bildung in der KiTa“ ist bei Alice Pollmann buchbar. Hier wird den Mitarbeitenden Raum  gegeben, Wissen und Handelsweisen zu kulturellem Fingerspitzengefühl zu vertiefen.


Wichtig ist vor allem, das gemeinsame Ziel ins Auge zu fassen: Kinder sollten in einer Gesellschaft aufwachsen dürfen, in der sie sich frei entfalten können und nicht von Diskriminierung betroffen sind. Viele Familien erleben jedoch Alltagsrassismus und weitere Formen der Benachteiligung. Leider haben rassistische Denk- und Verhaltensweisen häufig eine unbewusste Komponente und werden in verschiedensten Facetten des (KiTa-) Alltags reproduziert. Deshalb sollten wir als Gesellschaft die Verantwortung dafür übernehmen, Räume in unserem Wirkungskreis diskriminierungs-sensibel zu gestalten.